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BERLIN - Studienfahrt des LK Französisch

Berlin - für viele die neue Hauptstadt, für uns ein Ort der Wunder. Nach einer langen Zugfahrt in Berlin angekommen, suchten wir unser Quartier auf, welches direkt am Kurfürstendamm, kurz Ku-damm gelegen, auf uns von Anfang an einen recht zweifelhaften Eindruck machte. Denn auf den ersten Blick waren wir uns nämlich nicht ganz sicher, ob dieses Hotel nicht auch stundenweise Zimmer verlieh, vor allem nachdem an einigen der Zimmertüren Schilder mit einer "Bitte nicht stören“ -Inschrift angebracht waren. Wir ahnten nun wohl, warum uns die 5-tägige Berlinreise so kostengünstig erschienen war.
Wie dem auch sei, wir Französisch-LK-ler waren abgebrühte Leute und so einiges gewöhnt, also konnte uns so eine Lappalie noch lange nicht aus der Ruhe bringen. Auch die Tatsache nicht, daß der Fahrstuhl, der schon ein wenig angerostet war und das dringende Gefühl vermittelte, noch schnell eine Lebensversicherung abzuschließen, anscheinend das Gewicht von maximal 6 deutschen Touristen, aber das von nur höchstens 4 englischen aushielt. Denn die Gewichtsbeschränkungsplakette (...?) im Fahrstuhl besagte auf Deutsch wörtlich: "Für höchstens 6 Personen", auf Englisch aber genau darunter: "Only for 4 persons". Ob nun die Engländer im Durchschnitt einer schwereren Gewichtsklasse angehören als die Deutschen oder ob sie immer einfach nur unglaublich schwere Film - und Fotokameras dabei haben, sei dahingestellt. Mal davon abgesehen, daß in diesem Fahrstuhl sowieso nicht mehr als 4 Leute hineinpaßten, wenn sie noch einigermaßen Luft bekommen wollten.
Die Zimmer selbst waren dann doch wider Erwarten recht schön, mit großen Fenstern, einem sauberen Bad und sogar einem Fernseher, was besonders Jana erfreute, da sie ihre geliebte Serie nicht verpassen wollte. Im Interesse des Gemeinwohls ließen wir also Jana mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen in fernen "Savannen"-gefilden schwelgen.
Nachdem einige noch am selben Tag am Ku-damm umhergelaufen waren und Steve uns die Lage der nächsten Tankstelle verraten hatte, um den lebenswichtigen Nachschub für die nächtlichen Parties bei Johnny und Steve im Zimmer zu besorgen, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zur berühmten Linie 4, um eine Rundfahrt in einem Berliner Doppeldeckerbus über den Ku-damm, vorbei am Reichstag, bis hin zum weltbekannten Alexandrinerplatz, kurz Alex, mitzumachen. Am Alex angekommen, stürmten wir voller Enthusiasmus, von unserem kunstbegeisterten Herrn Scherer geführt, in eine Comic-Ausstellung im Fernsehturm, welcher eingepackt in Baufolie, zwar nicht von Christo persönlich, dennoch erahnen ließ, daß Berlin einen unglaublichen Wandel durchläuft.
Nachdem einige, überwältigt von der Aussagekraft der Comics, verzweifelt den Ausgang suchten, fand unser Forscherteam Steve und Gabi , dicht gefolgt von Jana, Tanja und Johnny, den Weg zurück in die Urzeit. Wir gerieten zwar nicht durch einen Zeitsprung in die Welt der Dinos, sondern durch eine gut, aber nicht gut genug versteckte Hintertür. Wir staunten nicht schlecht, als wir uns inmitten riesiger grauenerregender fleischfressender Reptoren befanden, die auf den ersten Blick ziemlich echt aussahen, auf den zweiten Blick aber elektronisch betriebene Plastik- und Pappmascheefiguren preisgaben. Schnell flüchteten wir zum Ausgang, wo wir schon auf den Rest unserer Gruppe trafen.
Nun, nach einem kurzen Abstecher ins Hotel, wo sich einige Damen erfrischen konnten, zogen wir vergnügt zum deutsch-französischen Volksfest "d'amitié" nach Wedding. Angeführt von unserer chef d'organisation Madame Mülbersch, fiel der Französisch-LK in Pöti Pahris ein, wo ein Crêpe nach dem anderen verschlungen wurde. Aufgespaltet en groupes, machten wir die Karussellgeschäfte unsicher. Abends wieder im Hotel, hatten wir auch eine Menge Spaß.
Ab diesem Zeitpunkt allerdings fehlte uns jedes Zeitgefühl, so daß wir uns nicht mehr sehr klar erinnern können, wann was war. Deshalb hilft nur noch aufzählen: Besuch des Walter-Gropius-Baus mit Hilfe einer hochqualifizierten Führungsperson, die sich nicht im Einklang mit der geschätzten Kennerüberzeugung von Herrn Scherer befand. Nach stundenlanger Führung durch's Museum und verzweifelten Hilferufen ("Wo is'n däs Glo?" und "Mir ham Hunger!") rettete uns eine Stunde Freizeit, wie sie uns noch öfter gegönnt werden sollte. Komischerweise bedurften wir dieser Freizeit nicht, wenn wir stundenlang durch die Kaufhäuser und Second-Hand-Läden zogen. ("Gabi, hast'n noch net g'nug?")
Interessant waren natürlich auch die Ausflüge zu anderen Berliner Sehenswürdigkeiten, wie die Baustelle am Potsdamer Platz, wo alle voller Erstaunen mit eigenen Augen sehen konnten, wie Berlin nach dem Jahre 2000 als neue Hauptstadt aussehen würde.
Das ägyptische Museum mit der Nofretete-Büste ( Janas O-Ton: "Boa, ist die geil!") erntete besondere Begeisterung bei Omeima und Hülya, die von einer Statue zur nächsten rasten, um alles ganz genau zu sehen. Johnny und Tanja fand man versteckt hinter ägyptischen Säulen, wo sie erschöpft ihre Füße von sich streckten.
Nach diesem Besuch ging's zum Schloß Charlottenburg, wo eine heiße Diskussion entbrannte, ob sich ein Besuch lohne oder nicht, was schließlich damit endete, daß eine völlig verwirrte Hülya auf die Frage: "Seht ihr das große Loch da?"( gemeint war der Darmausgang eines Bronzestatuepferdes im Hof des Schlosses ) antwortete: "Gehn wir rein oder gehn wir nicht rein?"
Nach ein paar Tagen in Berlin stellte sich ein neues Gesellschaftsspiel bei unserem kleinen Grüppchen heraus, nämlich das "Wie-heißt-das-Kind-Spiel?". Frage: Wie heißt das Kind, wenn die Familie Werk heißt? Antwort: Claire ... usw. Allgemeines Gelächter. Diese Art von Vergnügen wurde bis zum Erbrechen betrieben.
Weiteres Vergnügen bereitete uns auch besonders die sogenannte "Unterhosen-Affaire", die sich am vorletzten Tag ereignete. Diese begann damit, daß eine völlig aufgelöste Mitschülerin C.S. ( Name von der Redaktion geändert ) uns eines Morgens eröffnete, daß ihre gesamte Unterwäschenkollektion aus ihrem Zimmer spurlos verschwunden sei. Spekulationen über vermutliche unterhosenfetischistischen Zimmermädchen wurden solange in Erwägung gezogen, bis die einigen in Frage Kommenden ins Kreuzverhör gezogen wurden, die dann alle unschuldig beteuerten: "Ich keine Unterhosen brauchen!"
Und noch ein Schmankerl zum Schlusse: der etwa zehnjährige Enkel der von unserer Jana liebevoll als "Puffmutter" bezeichneten Hotelbesitzerin, der schon zum Frühstück mit einem irgendwie mörderischen Gesichtsausdruck erschien, so daß wir uns kaum trauten, eine Serviette verlangen zu wollen, kam uns schon zu Beginn etwas suspekt vor. Am Tag der Abfahrt kam unsere Bestätigung: einmal wieder auf dem Weg zum Frühstück hinunter in den Eßsaal, begegnete uns dieser besagte Junge mit einem riesigen gezückten Schlachtermesser! Vielleicht sah es aber auch nur danach aus.
Auf alle Fälle wird uns die unvergleichliche Berlinfahrt bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben, den einigen mehr, den anderen wegen der allabendlichen Exzesse weniger, aber um so deutlicher. Wir werden dennoch sicherlich kein Gras darüber wachsen lassen. Also ganz im Sinne des Französisch-LK: "Berlin - pas de regrettes, mais des omelettes!"

Gabi Pall & Steve Wunderle