Im September 1996 traf am Dürer zum ersten Mal eine kleine Gruppe zusammen, die an anderen Schulen meist ehrfürchtig als „die Elite“ bezeichnet wird: Der Mathe LK (ob das auf uns ebenfalls zutrifft, wage ich allerdings zu bezweifeln).
Unser früherer Direktor Herr Dr. Bergmann hätte wahrscheinlich gejubelt: Bei einer Teilnehmerzahl von gerade mal neun Personen waren 5 (in Worte: fünf!) verschiedene Nationalitäten vertreten!
Bedenken über die Schwierigkeitsstufe dieses LKs wurden gleich zu Beginn von Herrn Rößner entkräftet, der beschloß, das ganze „ganz iisii und reläxd“ anzugehen.
Und so geschah es. Die Pause zwischen den Doppelstunden nutzte unser Lehrer meist für sein Frühstück, bestehend aus Butterbreze und Kaffee (Aufschrift der Kaffeetasse: „Wenn alles schläft und einer spricht, den Zustand nennt man Unterricht“). Seine Schäfchen begaben sich derweil ebenfalls in den Glombeck´schen Pausenverkauf und vergaßen darüber oft die Zeit, so daß die Pause schon mal auf 15 Minuten ausgedehnt wurde - aber das war ja bekanntlich alles kein Streß, Hauptsache, wir erschienen überhaupt wieder wohlbehalten und vollzählig.
In 13/1 bekamen wir Zuwachs. Einmal von Özgül, die den Türken Anteil auf 50% und den Frauen Anteil auf 40% stiegen ließ. Zum anderen von Claudiu, der uns allerdings schon nach kurzer Zeit wieder verließ - wobei einigen sicher immer noch unerklärlich ist, wie man es schafft, bei Herrn Rößner 0 Punkte zu schreiben...
Das wichtigste war für ihn nämlich nicht, möglichst schnell seinen Stoff durchzubringen, sondern die Tatsache, daß ihn auch alle verstanden hatten.
Des weiteren verblüffte uns unser Lehrer, wenn er so mal eben die Wurzel aus 4367 im Kopf überschlug, während der Großteil der Schüler die Zahl noch nicht mal in den Taschenrechner eingegeben hatten. „Stimmt´s nicht?“ - Oh doch! Seine Trefferwahrscheinlichkeit lag bei 100%!
Diesen Edelmut durchzusetzen, erwies sich allerdings manchmal als schwierig, ließ doch zu Beginn der 13. die Motivation bei einigen spürbar nach. So soll die Mathe Stunde z.B. nicht nur zum Vertilgen von Baguettes genutzt worden sein (worauf Herr Rößner den Vorschlag machte, den LK Mathe in „LK Frühstück“ umzubenennen), sondern auch zum Nägel lackieren... Es soll auch schon vorgekommen sein, daß so manches Mädchen, wenn ein gewisser Kollegiat an der Tafel vorrechnete, dermaßen in Verzückung über dessen knackige Hinterseite gerieten, daß sie darüber ganz vergaß mitzuschreiben...
Alles in allem waren es zwei schöne und vor allem lustige Jahre, in denen ich einiges gelernt habe - sogar ein paar Worte Türkisch!
Birgit Limberger