Sonntag morgen, 10.15 Uhr in Deutschland. Eine mutige kulturell begeisterte und wißbegierige Gruppe von 14 Schülern versammelte sich am Hauptbahnhof in ekstatischer Vorfreude auf die kommenden Tage in Weimar und Erfurt. Besonderer Dank gilt Frau Uhl, die es ermöglichte, daß einer unserer Hirten seine Schäfchen doch noch in den uns unbekannten und unerforschten Osten wohlbehalten verfrachtete. Schon die von Boefti (hier nochmal speziellen Dank an Silke für diese Wortneuschöpfung) geplante Zugfahrt wurde zum unvergeßlichen Erlebnis. Nachdem wir unsere Abteile bezogen, und wohnfertig eingerichtet hatten, konnte die Party steigen. Bereits nach 50 Minuten machte es sich die erste leere Limesflasche unter dem Sitz bequem (Ihr Rebellen! - Anm. d. Red.). Nach anfänglichen Musikschwierigkeiten konnten sich die Zuggäste auf der Fahrt von Nürnberg nach Jena an schlagerbegeisterten Fasterwachsenen (gell Markus) erfreuen. Nachdem wir die Party aus dem Abteil in den Zuggang verlegt hatten, knallten die ersten Sektkorken. Unsere stark reduzierte Männerwelt (gab´s überhaupt Männer? Kein echter Mann wählt Deutsch als LK! - Anm. d. Red.) ließ es sich nicht nehmen, ihren Charme spielen zu lassen, und die Trinkfestigkeit einiger Erlanger Erzieherinnen zu testen, denen sie dann prompt nach Berlin folgen wollten. Gefrustet riefen wir im ganzen Zug nach einem „Studenten aus Upsala“, zu dem wir „Ti amo“ sagen konnten (Die Antwort wäre dann wohl „Mit 17 hat man noch Träume“ gewesen! - Anm. d. Red.), leider ließ sich dieser im ganzen Zug nicht finden. Bei den Reisenden am Bahnhof von Saalfeld hinterließen wir einen bleibenden Eindruck, als wir, aus dem Fenster hängend, von einem „Mädchen im Wagen vor uns“ sangen. In Jena hieß es dann umsteigen. In Weimar wurde unser Grüppchen wagemutiger mit strahlendem Sonnenschein empfangen (Wenn Engel reisen...). Nachdem wir unsere neue Heimat bezogen hatten, und nach einer Fehlinfo von Gerry 14 Garnituren Bettwäsche (Claudia, du denkst an alles) ausgeliehen hatten, war erstmal Futter fassen im Café nebenan, das wir später zu unserer Stammkneipe erklärten, angesagt. Hier lernten wir die Eigenarten ostdeutscher Küche kennen (Mozarellatoast mit Erdbeermarmelade). Aufgrund einiger Verzögerungen mußten wir (Boefti, Claudia, Babsi, Anja, Silke, Martina & Steffi) unseren Weg zum Goethe-Haus durch Fragen (sehr abiturientenwürdige Formulierung - Anm. d. Red.) selbst finden (was müssen Lehrer auch immer so hetzen, nicht mal essen kann man in Ruhe). Nach einem 3-Minuten-Durchgang, bei dem wir des öfteren ermahnt wurden, still zu sein und nichts zu berühren, verließen den kulturell anspruchsvollen Ort und hatten bis 19.30 Uhr erst einmal genug vom kulturellen Leben in der Stadt von Goethe und Schiller. Am Abend war Kafkas „Verwandlung angesagt, die uns über alle Massen begeisterte. (Anja ruhte friedlich an Christians Schulter). Die einzige, die ihr Interesse Herrn Uhl gegenüber bekundete, war Biggi: Wurde der Käfer kleiner oder blieb er gleich groß? (Eine Frage, die uns bis heute beschäftigt.)
Danach war mal wieder Party feiern angesagt, wegen Discothekenmangels verlegten wir dies in unsere Unterkunft, die fest in unserer Hand war. Unser Zimmer war das größte und somit hatten wir die Arschkarte (Fuck Censorship - Anm. d. Red.) gezogen, da aus diesem ehemals sauberen Zimmer eine wahre Lästerhöhle wurde. Markus ließ es sich zwischen zwei Mädels gut gehen (Hey, net aufhören!) und Claudia wurde zur Tequilaspezialistin. Diesen gab sie prompt um 2.30 Uhr mit einem „Hossa“ wieder von sich (Steffi, Martina, ihr habt mich echt gelinkt!!)
Montag morgen, bleich sitzt nicht mal die Hälfte am Frühstückstisch (wir wundern uns immer noch, wie einige etwas vom Frühstück behalten konnten). Leider wußten wir nichts vom uns bevorstehenden Gewaltmarsch quer durch Weimar und den Park an der Ilm. Hätten wir es gewußt, wäre einem Großteil der Wißbegierigen gewesen oder wäre vor bestialischen Kopfschmerzen fast gestorben.
Unsere Völkerwanderung machte zu erst am Schillerhaus halt. Die Besichtigung dauerte genau 40 Sekunden länger als die des Goethehauses. Die Zeit bis zum Eintreffen unseres Intellektuellenteams verbrachte die Partydelegation damit, im Foyer zu lümmeln bzw. zu schlafen. Schleppenden Schrittes ging es in die Augustusbibliothek, viel bekam meiner einer „leider“ nicht davon mit (die Holzbank war verdammt unbequem). So, endlich Mittagspause! Allerdings nur eine Stunde, dann hieß es wieder auf, Marsch, Marsch ab in die grüne Lunge von Weimar und zu einer Reise in die Antike, d.h. zum römischen Haus. Was von unserem Organisator leider nicht bedacht wurde, war die Renovierung des guten Stücks. Also, der Weg war umsonst, wieder quer durch den Park zu Goethes Gartenhaus, leider war auch hier nicht viel zu sehen (spartanische Einrichtung, kann das sein?). Also ein drittes Mal durch den Park, zum Höhepunkt unserer Erkundungstour, dem Friedhof. Nach einem saftigen Eintrittspreis durften wir hinab in die Gruft (Ouh, stinkt das hier!) (Ouh, ist das originell! - Anm. d. Red.). Dieser Besuch endete nach 2 Minuten. Endlich zurück in der Herberge hieß es schlafen, duschen und wieder ab ins Ödland des Nachtlebens, genannt Weimar. Auch dieser Abend war leicht feucht (inkontinent? - Anm. d. Red.)-fröhlich, doch scheint es allerdings so, als wären da weibliche Wesen aus Bonn im Spiel aus Bonn im Spiel gewesen, die es tatsächlich schafften, die geballte Dürermännlichkeit wie Gockel über den Flur stolzieren zu lassen, und den Bailey´s mit ihnen zu teilen (Tim, du alter Abseiler!). Aber die Mädels aus dem Ruhrpott haben schon was an sich, vor allem, wenn man einen ganzen Flur für sich alleine hat, oder wie war das, Frank!?
Dienstag morgen, Frühstückszeit, die Gesichter waren noch verschlafener als am Vortag, wer nicht auftauchte, waren mal wieder die Jungs, naja, wen wundert´s...
An diesem Tag kam der große Auftritt für Christian: Buchenwald. Wir nehmen an, der einzige Zweck seiner Mitreise war dieser Besuch. Martina und fanden diese Besichtigung wichtig und interessant, allerdings auch sehr beklemmend (Genialer Stimmungswechsel! - Anm. d. Red.). Gegen 16.00 Uhr fuhren wir weiter nach Erfurt. Dieser Stadt fieberten wir förmlich entgegen, hatten wir doch erfahren, daß man dort tanzen gehen konnte.
Doch die Ernüchterung folgte in der Erfurter Jugendherberge allerdings auf dem Fuß. Nach dem Motto: „Um 21.00 Uhr ist keiner mehr vor der Jugendherberge, um 21.30 Uhr ist keiner mehr auf dem Gang und wer nach 24.00 kommt, kann im Gebüsch übernachten!“
Na toll, aus der Traum von der durchtanzten Nacht, aber nicht mit uns! (Zitter! - Anm. d. Red.) Fieberhaft wurde überlegt, Flucht- bzw. Einstiegsmöglichkeiten ausgetüftelt (Herr Holzmann, Herr Uhl, sorry für´s wecken, aber ihr Zimmer war im Erdgeschoß!) Dank des diplomatischen Geschicks unserer Oberhäupter wurde der Ausgang bis 1.00 verlängert, na wenigstens was. Mit unserem Auszug um 19.00 Uhr begann die „Sockenschussära“ (Sockenschuss: ostdeutsche Variante des Nürnberger Pflaumenbaums). Herr Urban würde sagen, der „Sockenschuss“ war fest in Dürerhand, sogar der DJ-Posten wurde langsam, aber sicher von uns übernommen.
1.00 Uhr rückte näher und wir mußten in unsere Zimmer mit nässester Naßzelle zurück. Das hieß aber noch lange nicht, daß Ruhe war, wir mußten ja noch 3 Liter Sangria vernichten... was allerdings ein frommer Wunsch blieb.
Das Frühstück am nächsten Morgen war ganz gut, nur etwas zu laut für manch weiblichen Brummschädel. Mit unserem Gepäck ging es erst einmal zum Bahnhof, um es dort gleich einzuschließen. Nun machte uns unser fremder Fremdenführer mit dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben bekannt, nur diesmal in Erfurt. Diese Stadt war, im Gegensatz zum Ödland Weimar, das blühende Leben. Die Pflichtbesuche wie Altstadt, Erfurter (Ach? - Anm. d. Red.) Dom und Miró-Ausstellung (das muß man sich unbedingt genau anschauen, gell Herr Uhl, wie war des: 3 Min 5 Sek) brachten wir schlafwandelnd hinter uns.
Nach diesen Anstrengungen gingen wir über zu unserer Lieblingsbeschäftigung: Pizzerientest im Osten. Gott sei Dank, war es dann erlaubt, in kleinen Grüppchen die Innenstadt unsicher zu machen. Nach einigen Kaufhausattacken landete unser Grüpplein am „Erfurter Plärrer“ (laut Herrn Uhl). Wir machten es uns zur vielgerühmten Aufgabe, Passanten mit Erbsen zu bewerfen. Bernd war der leidtragende dieses Spiels, da wir ihn zwangen, uns seinen offenen Mund als Zielscheibe zu Verfügung zu stellen. (Martina etz langt´s aber! Ich moch nimmer!!!)
So vergammelten wir den Nachmittag, bis wir uns schließlich am Bahnhof trafen, um die strapaziöse Heimreise anzutreten. Diese verlief, ganz im Gegensatz zu Anreise eher ruhig und beschaulich. (Welch Wunder nach einem solchen Wochenende!) Die Ansätze, daraus wieder eine Party zu machen, waren zwar vorhanden, doch wurde es von den meisten bevorzugt, Schäfchen zu zählen. In Nürnberg angekommen, verlief sich die ganze Gesellschaft ziemlich schnell in alle Himmelsrichtungen.
Naja am nächsten Tag war ja wieder Unterricht und es gab noch jede Menge Schlaf nachzuholen und Alkoholpegel (Nochmal: Ihr Rebellen! - Anm. d. Red.) abzubauen.
All in all war es eine sehr schöne Abwechslung zum grauen Schulalltag, die uns in die tiefen, geheimen Abgründe der Lehrerpsyche einführte.
An dieser Stelle möchten wir uns nochmal ganz herzlich bei G. Uhl und M. Holzmann bedanken, daß sie diese Fahrt ermöglicht und es ein ganzes Wochenende mit unserer Chaotentruppe ausgehalten haben (und hoffentlich bei mir für´s Tippen! - Anm. d. Red.)!
So nun:
Wir haben fertig & sind wie Flaschen leer!!!
Steffi & Martina
Finale Anm. d. Red.: Danke, Steffi und Martina! Danke, daß ausgerechnet der längste Bericht dieser Zeitung ohne Diskette geliefert wurde! Danke für die zwei Übungsstunden im Maschinenschreiben! Danke für die wunden Finger! Danke für alles! Danke, danke, danke!