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LK Deutsch

Zu Beginn des Schuljahres 1996/1997 versammelten sich fünfzehn Lernwillige, bestehend aus zwölf Damen und drei Kavalieren, um sich in den folgenden zwei Jahren ganz der deutschen Literatur und den verschiedenen Epochen zu widmen. Sie zogen aus, um ihre Ausdrucksweise und ihr Sprachvermögen zur Vollendung zu bringen. Ihr Ziel war es von Herrn Uhl die hohe Kunst des Diskutierens zu erlernen. Da saßen sie nun in der Hoffnung auf Humanität und die Möglichkeit ihr Wissen auf den höchsten Stand bringen zu können. (Anders ausgedrückt könnte man auch sagen: viele entschieden sich gerade für diesen LK, da sie sich nicht zutrauten einen anderen zu wählen.)
Doch die folgenden Deutschstunden hinterließen bei den fünfzehn Helden eher Irrungen und Wirrungen als eine klare Vorstellung über die Geheimnisse der Literatur. Der Kurs stürzte sich gleich zu Beginn auf das Lustspiel "Minna von Barnhelm" und verschiedene Gedichte. Für ein paar Kollegiaten wurde Deutsch zu einem Katz und Maus - Spiel, bei welchem man versuchen mußte, sich möglichst lange vor einer Abfrage zu drücken. Zog man aber die Karte des Schwarzen Peters, war es die Aufgabe des Pechvogels der Stunde die Aufmerksamkeit Herrn Uhls während der Abfrage auf sich zu lenken, um dadurch die Chance auf eine Antwort zu bekommen. Hatte man es geschafft sich ins rechte Licht zu rücken, gab es nur noch das Problem den Kursleiter auch zum Zuhören zu bewegen, indem man seinen Monolog unterbrach. Gelang auch dies, konnte man um eine gute mündliche Note kämpfen, was nach der Bewältigung oben genannter Probleme nicht unmöglich war.
Nach den ersten Klausuren gab es für einige Deutsch-LKler ein Frühlingserwachen, da die erreichten Punktzahlen nicht den gesetzten Erwartungen entsprachen. Spätestens nach "Faust" und rosa Hemden mit orange-braunen Westen seitens Herrn Uhl war so manchem klar, daß er sich den falschen Leistungskurs ausgesucht hatte. Die Sturm-und-Drang-Zeit unserer fünfzehn Helden war gedämpft. Doch gab es immer noch ein paar Hartgesottene, die sich weder durch Kabale, noch durch Liebe von ihrem eisernen Lerneifer abbringen ließen und sich dadurch die Unterstützung des Kursleiters sicherten.
Die viertägige Studienfahrt in die Kulturmetropole Weimar sollte dem LK das Leben Goethes und Schillers näherbringen und innerkursliche Disparitäten verringern. Ob diese Ziele erreicht wurden, ist bis heute nicht ganz geklärt (näheres im Weimar-Bericht von Steffi und Martina).
Die Zeit mit Goethe, Schiller, Kroetz und Eichendorff verging (nicht immer, aber immer öfter) wie im Fluge. Die fünfzehn Helden verbrachten die Deutschstunden mit aufmerksamen Lauschen auf die manchmal nicht ganz deutsche Sprache des Großmeisters Uhl (Zitat: "Erkennet ihr sowas? Zu deutsch, erkennt ihr sowas?"), dem Ausweichen vor fliegenden Kreidestücken, Briefchen schreiben und schwätzen. Doch auch wenn unsere Helden wirklich mitarbeiteten, kam es teilweise zu Verwirrungen, die man nicht mehr beseitigen konnte (Herr Uhl über ein Gedicht von Holz: "Es ist spiegelartig, wie ein Paralellogramm um die eigene Achse gedreht." - Na, alles klar?).
Hat man aber die kein Ende zu nehmenden Monologe Herrn Uhls, die Flut der Arbeitsblätter, die zahlreichen Abfragen und Referate überlebt, kann man von sich behaupten neue Erfahrungen und Wissen über Parataxen, Hypotaxen und Metaphern dazugewonnen zu haben.

Denise Waldenmayer